Von der Selbstablehnung zur Selbstannahme – der wichtigste Weg Deines Lebens
Selbstablehnung ist ein schrecklicher Zustand. Kalt, dunkel und einsam. Unverbunden, leer, äußerst schmerzhaft – und mit jeder Menge unangenehmer Gedanken dazu. Jetzt könnte man denken, dass SelbstANNAHME ein sehr angenehmer Zustand sei – weil Selbstannahme ja das Gegenteil von Selbstablehnung ist, oder?
Nein. Ist sie nicht.
Das Gegenteil von Selbstannahme ist Stolz. Warum das so ist, und was denn dann überhaupt Selbstannahme ist und was sie absolut Großartiges mit Deinem Leben macht und wie Du sie erlernen kannst – all das erklärt Dir dieser Artikel. Versprochen.
#Einleitung Selbstannahme und Selbstablehnung
Wer ein Thema mit Selbstablehnung hat, weiß das. Sie erzeugt direkt ein äußerst unangenehmes Gefühl im Körper, und dieses Gefühl wiederum erzeugt die dazu passenden Gedanken von «Nichts kriege ich hin!» bis zu «Ich bin so häßlich!». Wenn Du das so oder ähnlich, kennst, ist dieser Artikel genau das Richtige für Dich.
Wer allerdings ein Thema mit Selbstannahme hat, weiß das nicht zwingend. Denn sie ist ein „verstecktes“ Thema. Eine nicht sofort sichtbare Ursache hinter anderen Symptomen.
Wenn Du also bei Dir selbst eines der folgenden Symptome beobachtest, und Dir Entwicklung und Verbesserung in diesem Bereich wünscht, ist mit ziemlich großer Sicherheit Selbstannahme der richtige Ansatzpunkt.
#10 Probleme, hinter denen in Wahrheit das Thema Selbstablehnung steckt:
- Selbstunsicherheit
- geringe Kritikfähigkeit
- Getriebenheit
- Selbstzweifel
- Schuldgefühle und schlechtes Gewissen
- Probleme, wahre Nähe zu empfinden
- Keinen Partner finden
- Potenzstörungen/Frigidität
- Abgrenzungsschwierigkeiten
- Nicht ganz genau wissen, was Liebe ist oder ob Du lieben kannst, bis hin zur Liebesunfähigkeit
All diese Dinge haben etwas mit dem Thema Selbstannahme zu tun. Löse dieses Thema und Dein konkretes Problem löst sich auch. Und auch die Selbstliebe kann dann kommen.
#Zwei Seiten der gleichen Medaille: Selbstablehnung und Stolz
Was hat nun Selbstannahme mit all diesen Problemen zu tun? Ganz einfach, hinter jedem dieser Themen steckt immer nur die eine Frage: Was denkst und glaubst Du über Dich selber? Oder, noch genauer: Wie bewertest Du Dich selbst als ganze Person? Bewusst und unbewusst.
Diese Bewertung der eigenen Person ist in den allermeisten von uns, wir lernen sie sehr früh. Eine negative Bewertung über uns selbst ist Selbstablehnung, eine positive Stolz.
#Wie die Bewertung der eigenen Person entsteht
Tatsächlich werden wir aber völlig ohne diese Bewertung geboren. Die Idee, sich selbst als gut oder schlecht zu bewerten ist für ein Kleinkind völlig absurd. Es IST einfach, und fertig. Und es tut irgendwas, womit es erfolgreich ist oder scheitert. Punkt.
Es freut sich über einen Erfolg und ärgert sich über sein Scheitern. Aber es kommt nicht auf die Idee, dass Erfolg und Scheitern etwas mit seinem Sein, seiner ganzen Person zu tun haben könnten.
Dann aber erfolgt die Bewertung der Person des Kindes von außen, durch Eltern, Geschwister und „Erzieher“ und es lernt: Tue ich dieses, bin ich gut und werde gelobt und geliebt, und tue ich jenes, bin ich schlecht und werde abgelehnt und bestraft.
Die Idee taucht in ihm auf, dass es gut und schlecht sein kann, in seiner Person. Und dass das davon abhängt, wie es sich verhält, was es tut. Über die Jahre hat sich diese Idee verfestigt, es ist inzwischen völlig klar: Ich bin entweder gut oder schlecht. Und wenn ich positiv (wer auch immer das definiert) handele, bin ich gut. Wenn ich negativ handle, bin ich schlecht.
#Mal in der Selbstablehnung, mal im Stolz, mal in der Selbstannahme …
Das bedeutet, dass die Bewertung nicht immer gleich ist, und dass die allermeisten Menschen keine dauerhaft und stabil schlechte oder dauerhaft stabil positive Bewertung über sich selbst haben. Sondern diese Bewertung ändert sich häufig– immer parallel zu der Bewertung der Handlung oder des Aspektes von mir, die oder der gerade in meinem Bewusstsein ist. Denke ich an meinen Erfolg beim Basketball letzte Woche, werte ich meine ganze Person positiv. Denke ich an meine zu große Nase, werte ich meine ganze Person negativ.
#Die gefühlsmäßigen Folgen der eigenen Bewertung
Diese eigene Wertung der Person erzeugt dann wieder Empfindungen in unserem Körper. Bei einem negativen Urteil haben die Empfindungen ein sehr breites Spektrum: Von einem leichten Stich und Erschrecken über ernsthaft unangenehme Zustände bis hin zu dem Gefühl, von einem schwarzen Loch innerlich verschlungen zu werden.
Bei den heftigeren Reaktionen willst Du Dich verstecken, Dich zusammenziehen, am liebsten nicht mehr da sein und nicht mehr gesehen werden. Du hast keinen Zugriff auf Deine Ressourcen und fühlst Dich sehr klein.
Bei einer positiven Wertung reagiert Dein Körper mit dem Gefühl Stolz. Es breitet sich gleißend und schön in Dir aus, und Du hast das Gefühl, toll zu sein, oft sogar, etwas Besseres oder sogar der/die Beste zu sein. Du feierst Dich.
#Der Zusammenhang zwischen den 10 Problemen und Selbstannahme
Unbewusst oder bewusst streben Menschen danach, angenehme Körperzustände zu haben und unangenehme zu vermeiden. Und es gibt häufig sowohl viel Angst vor den unangenehmen, als auch eine Sucht nach den angenehmen Körperzuständen, die durch Selbstablehnung beziehungsweise Stolz entstehen. So erklären sich die Zusammenhänge zwischen Selbstannahme und den oben genannten Problemen: Es geht immer darum, den angenehmen Zustand haben zu wollen und/oder den unangenehmen zu vermeiden. Hier ein paar Beispiele:
- Selbstunsicherheit/Selbstzweifel: Du hast ständige Angst, etwas zu tun, das negativ bewertet wird und dann in der negativen Wertung der Person zu landen und Dich schlimm zu fühlen. Das möchtest Du durch ständiges neu überdenken Deiner Handlungen vermeiden.
- geringe Kritikfähigkeit: Du kannst nicht zugeben, einen Fehler gemacht zu haben, denn das würde bedeuten, dass Du auch Deine Person negativ bewertest und Dich dann schlimm fühlen würdest. Das möchtest Du vermeiden und beharrst deshalb auf der Richtigkeit Deiner Handlungen.
- Getriebenheit: Du bist süchtig nach dem Gefühl Stolz und suchst immer neue Gelegenheiten, toll zu handeln, um in der Folge toll zu sein und die angenehme Emotion Stolz zu spüren. Diesen Zustand willst Du haben.
#Der Trick mit der Neutralität oder: Was genau ist denn jetzt Selbstannahme?
Selbstablehnung ist also eine negative Bewertung der eigenen Person, Stolz eine positive. Aber was genau ist denn dann Selbstannahme?
Selbstannahme ist, mit der Bewertung seiner Person komplett aufzuhören. Selbstannahme ist, in den Zustand des „Sich-Selber-Nicht-Bewertens“ zurückzufinden. Und damit ist Selbstannahme – und das ist wahnsinnig wichtig – nicht eine positive Bewertung Deiner Person, sondern die Abwesenheit einer Bewertung Deiner Person, und damit Neutralität gegenüber Dir selbst. Ich bin, und fertig. Punkt.
In diesem Zustand sind alle obigen Problem gelöst.
Nimm Dir Zeit zum Nachdenken und Reinspüren
Unser Verstand will immer noch mehr Informationen, weil er denkt, dass Informationen der absolute Schlüssel zur Problemlösung und damit zur Erhöhung der Überlebenswahrscheinlichkeit sind. Die Informationen aber, die Du in diesem Artikel bis hier erhalten hast, könnten möglicherweise recht neu für Dich sein. Und wenn Du möchtest, dass diese Informationen eine positive Wirkung auf Dich haben, ist es notwendig, dass Du eine Haltung zu ihnen entwickelst. Nur so können diese Gedanken zu Deinen werden und Dich wirklich erreichen.
Wenn Du zu viel auf einmal aufnehmen willst, geht die Hälfte unter. Deshalb mein Rat, an dieser Stelle eine Pause im Lesen einzulegen. Zum Sacken lassen und verdauen, drüber nachdenken und drüber meditieren. Bild Dir eine Meinung und ein Gefühl zu dem Gelesenen.
Und lies erst dann weiter.
#Wieso Du Dich in Gefahr und Unfreiheit begibst, wenn Du stolz auf eine Leistung bist
Das es nicht so angenehm ist und nachteilige Folgen hat, wenn man sich selbst negativ beurteilt, ist Dir wahrscheinlich schon völlig klar. Aber vielleicht fragst Du Dich: «Wieso soll ich mich denn nicht positiv bewerten? Wenn ich das tue, fühle ich mich immer richtig gut!»
Natürlich kannst Du Dich positiv bewerten, und es folgt auch tatsächlich eine im ersten Schritt angenehme Empfindung daraus, nämlich Stolz. Stolz fühlt sich gut an, in sofern macht das erstmal Spaß. Allerdings bleibst Du damit in der Idee, dass Dein Sein, Deine ganze Person gut oder schlecht sein kann. Und dass das wiederum davon abhängt, ob Du gute oder schlechte Leistungen ablieferst.
Was ist dann, wenn tatsächlich mal etwas schief geht? Wenn Dir ein wesentlicher Fehler passiert? Wenn Dein Erfolg nachlässt? Und das wird passieren, das ist sicher. Dann bist Du immer noch in dem Gut/Böse Denkmodell, und Dein Stolz wird sofort zu Selbstablehnung, Deine plus 8 Bewertung wird zur minus 10.
Vom Stolz ist es deswegen nur ein Schritt bis in den Abgrund der Selbstablehnung. Wer stolz ist, befindet sich in ständiger Gefahr, und muss deshalb immer neue, gute Leistungen erbringen, damit sein Existenzberechtigungsschein nicht erlischt. Freiheit ist etwas Anderes.
#Wähle die Null – und genieße die Folgen
Selbstannahme, Selbstablehnung und Stolz haben also etwas mit Deiner eigenen Bewertung Deiner Person zu tun. Die Skala reicht von minus zehn („Ich bin das allerletzte“) über die Null („Ich bin.“) bis zur plus zehn („Ich bin der tollste Hecht unter der Sonne“).
Alle drei Bewertungsbereiche haben auf innerer Ebene Konsequenzen:
- Stolz erzeugt ein angenehmes Empfinden mit Suchtpotential und großer Absturzgefahr und Unfreiheit.
- Selbstablehnung erzeugt ein breites Empfindungsspektrum, das aber immer unangenehm ist. Die Tür zu Dir selbst ist verschlossen, Du hast keinen Zugriff auf Deine Ressourcen und kannst nicht lieben. Du wehrst Kritik ab und bist selbstunsicher.
- Selbstannahme erzeugt keinerlei Empfinden im Körper. Sie ist ja auch lediglich die Abwesenheit einer Bewertung, die Null auf der Skala. Ein Nichts. Aber sie öffnet eine Tür zu Dir selbst. Und wenig im Leben ist wichtiger, als dass diese Tür offen ist.
#Die Tür
Denn dies ist die Tür, durch die die schönsten Gefühle fließen, die Du haben kannst: Liebe, Freude und Dankbarkeit. Dies ist die Tür, durch die Du Kontakt zu Dir selber bekommst. Dies ist die Tür, durch die Du Kontakt zu Deiner Intuition bekommst und Führung findest. Und dies ist die Tür, durch die Du Deine Seele spüren kannst. Die ist die Tür, durch die Deine Liebe fließt.
Ist sie geschlossen, bist Du auf eine bestimmte Art „unbeseelt“. Dir fehlt der Kontakt zu Dir selber. Du spürst Dich nicht und weißt nicht, was Du tun sollst. Du fühlst Dich disconnected. Und Liebe, Freude und Dankbarkeit sind eine Erinnerung aus fernen Tagen. Und Selbstliebe sowieso.
Was wichtig ist: All diese Dinge sind nicht automatisch sofort in Deinem Leben, wenn die Tür offen ist. Um sie zu haben, gibt es noch ein wenig was zu tun. Lies hier nach, was. Aber das die Tür offen ist, ist eine zwingende Voraussetzung dafür, dass Du Liebe spüren kannst. Eine zwingende Voraussetzung für Dankbarkeit und Freude. Eine zwingende Voraussetzung für Intuition. All das kann nicht in Dir sein, während die Tür geschlossen ist. Sie ist die wichtigste Tür in Deinem Leben.
#Temporäre Selbstablehnung
Vielleicht kannst Du schon erkennen, das was ich Dir hier vorschlage, ein völlig neues Lebenskonzept ist. Es steigt aus der Idee aus, dass Menschen gut oder böse sein können, in ihrem Sein. Es geht davon aus, dass jeder Mensch einfach nur ist, und sein darf. Es vollzieht eine sehr scharfe Trennung zwischen dem Menschen an sich, der Person, und seinen Handlungen und Aspekten. Handlungen und Aspekte können natürlich negativ sein. Aber egal wie negativ sie sind, es sorgt in dem Konzept der Selbstannahme nicht dafür, dass der ganze Mensch negativ wird. Eine Tat wird nicht mehr zur ganzen Person. Jemand, der einen Menschen absichtlich getötet hat, ist dann kein Mörder mehr, sondern ein Mensch. Und sein Handlung war, einen anderen Menschen getötet zu haben. Und jemand, der Millionen CDs verkauft hat, ist dann kein Rockstar mehr, sondern ein Mensch. Und seine Handlung ist, Musik zu machen, die ein großes Publikum findet. Das eine macht den einen nicht schlechter, und das andere macht den anderen nicht besser. Als Mensch, als Person.
Das Konzept der bedingungslosen Selbstannahme verzichtet damit also auch auf den Gedanken, dass ein Mensch „gut“ sein könnte. Das muss sein, denn wenn ein Mensch gut sein kann, kann er auch schlecht sein. Das Gesetz der Dualität. Damit verzichtet aber das Konzept der Selbstannahme auch auf die Empfindung Stolz. Erschafft aber – durch die offene Tür – die Möglichkeit für viel schönere und freiere Empfindungen.
Du stehst jetzt vor einer Frage: Gefällt Dir dieses Konzept? Gefallen Dir die Konsequenzen, die dies in Dein Leben bringen würde?
#Der Preis der Selbstannahme
Wenn ja: schön! Aber bevor Du dich entscheidest, aus der Bewertung von Menschen auszusteigen, schau Dir auch den Preis, das, was es Dich kostet, an. Vielleicht ist es Dir zu teuer? Konkret gibt es sogar zwei Preise:
- Wenn Du Dich für das Konzept der Selbstannahme entscheidest, bedeutet das, dass Du auf die Empfindung Stolz verzichtest.
- Und wenn Du Dich selbst nicht mehr ablehnen möchtest, bedeutet dies auch, dass Du andere Personen nicht mehr ablehnst. Egal wen. Und nicht mehr auf einen Sockel stellst. Egal wen. Echte Augenhöhe, unabhängig von Leistungen und Können. Immer. Denn wenn Du andere weiterhin in ihrer Person bewertest, bleibst Du innerhalb des Konzeptes, dass eine Person überhaupt Gut oder Böse sein kann. Selbstannahme ist, dieses Konzept aufzugeben. Eine Person IST. Punkt. Das gilt dann natürlich auch für die Menschen auf dieser Welt, deren Handlungen Du am meisten verurteilst. Adolf Hitler, Donald Trump, und den Typen, der Dir gestern die Vorfahrt genommen hat. Keiner von diesen ist in seiner Person gut oder schlecht. Sie sind einfach. UND sie handeln. Und die Handlungen können unterirdisch, entsetzlich, zum Kotzen, menschenfeindlich, unakzeptabel sein. Aber nicht die Person. Und sie können fantastisch, heldenhaft, großartig, unfassbar sein. Aber nicht die Person. Die ist. Punkt.
Versteh mich nicht falsch, ich hätte nichts gegen ein erfolgreiches Attentat auf Hitler gehabt. Aber nicht mit dem Argument: Er ist böse. Sondern mit dem Argument: Anders sind seine menschenverachtenden Handlungen nicht zu stoppen.
Dies sind die beiden Preise. Das, was Du bezahlst, wenn Du Dich auf die bedingungslose Selbstannahme einlässt. Und der Gewinn? Echte innere Sicherheit, Stabilität, Freiheit, Kritikfähigkeit, garantierter Zugriff auf Deine Ressourcen, Liebesfähigkeit, Nähefähigkeit.
#Warum es so schwer ist, aus Stolz und Selbstablehnung auszusteigen
Vielleicht kannst Du schon erkennen, welche massiv positiven Veränderungen es in Dein Leben bringen würde, wenn Du in stabiler und dauerhafter Selbstannahme leben würdest. Und das ist gut so, denn ganz ehrlich: Der Weg dorthin ist oft kein leichter, und Du brauchst viel Motivation dazu.
Aber warum ist es so schwer, mit Selbstablehnung und Stolz aufzuhören und stattdessen in der kontinuierlichen, stabilen Selbstannahme zu sein? Selbstablehnung und Stolz finden quasi immer im Zusammenhang mit einzelnen Handlungen und Aspekten von uns statt. Sobald Dir ein Aspekt von Dir ins Bewusstsein kommt, der Dir besonders gut gefällt, besteht die Gefahr, dass Du das positive Urteil über den Aspekt auf Dein ganzes Sein überträgst, um die schöne Empfindung Stolz zu spüren. Und wenn Du an eine Handlung denkst, die Du nicht so gut beurteilst, die Art zum Beispiel, wie Du Deinen letzten Partner verlassen hast, überträgt man auch dieses Urteil schnell auf seine Person und ist in der Selbstablehnung.
Dieser Übertrag des Urteils über die Handlung oder den Aspekt auf die ganze Person ist sehr, sehr tief in uns verwurzelt. Er hat etwas mit unserem Identitätsgefühl zu tun.
Stell Dir einmal vor, Du würdest jede Deiner Handlungen und Aspekte vergessen haben. Du wüsstest nicht mehr, dass Du Auto fahren kannst, Du wüsstest nicht, dass Du verheiratet bist, Du wüsstest nicht, was Du beruflich machst, Du wüsstest nicht, wie Du heißt. Wie viel bliebe dann noch von Deinem Identitätsgefühl? Wer WÄRST Du dann? Macht Dir das Angst? Deshalb ist Alzheimer für viele Betroffene eine unfassbare große Herausforderung. Denn sie verlieren nicht in erster Linie ihr Gedächtnis, sondern mit dem Gedächtnis ihr Identitätsgefühl.
Wir beziehen unser Identitätsgefühl aus dem, was wir tun. Gefühlt SIND wir das, was wir tun. In diesem Sinne antworten die allermeisten Menschen auch auf die Frage: Wer bist Du? Ich bin Sören, ich bin Coach, bin 52 Jahre alt, verheiratet, keine Kinder.
Wenn ich Dich also einlade, Dein Urteil über Deine Handlungen und Aspekte nicht mehr auf Deine Person zu übertragen, lade ich Dich ein, Deine Identifikation mit diesen Dingen aufzugeben. Aber wer bist Du, wenn Du nicht mehr diese Dinge bist? Das macht uns Angst. Deshalb ist es so schwer, aus Stolz und Selbstablehnung auszusteigen.
#4 Wege, trotzdem aus Selbstablehnung und Stolz auszusteigen
Seit vielen Jahren begleite ich Menschen in die kontinuierliche Selbstannahme. Ich habe vier Wege gefunden, und welcher für Dich am besten ist, hängt davon ab, was für ein Typ Du bist.
Hier sind sie:
- Der „kein Urteil“ Weg: Der scheinbar leichteste und klare Weg: Ich höre einfach auf, ein Urteil über mein Sein zu haben. Dies ist der Weg, der das am weitesten entwickelte Gehirn braucht. Wenn Du viel Erfahrung im Meditieren und mit „No Reaction“ hast, ist dies der richtige Weg für Dich.
- Der „zwei Urteile“ Weg: Etwas nicht zu tun, insbesondere im Denken, ist immer so eine Sache. Denn das menschliche Gehirn kann mit „Nicht-Tun“ Aufforderungen nichts anfangen. Deshalb funktioniert auch diese „Denken Sie nicht an einen rosa Elefanten“-Sache: Man denkt sofort an ihn. Das Gehirn braucht etwas, das es „tun“ kann. Deshalb gibt es einen Trick: Anstatt Ihr Sein gar nicht mehr zu beurteilen, beurteilen Sie es ganz bewusst als „okay“. Das ist eine Aufforderung, die Ihr Gehirn verarbeiten kann. „Okay“ meint auf unserer Skala von minus Zehn bis plus Zehn die Null. Okay ist neutral, und das Beurteilte darf sein und bleiben, wie es ist. Energetisch ist dies das gleiche wie die Abwesenheit eines Urteils. Gleichzeitig kannst und solltest Du aber ein ganz klares Urteil über die Handlung und den Aspekt haben. So ergeben sich zwei Urteile: Eins über Dich als Person (als „okay“) und eins über die Sache. Dieser Weg ist gut für Dich, wenn Du eine starke Urteilskraft, keine Entscheidungsschwierigkeiten und eine gute Konfliktfähigkeit hast.
- Der „ich bin mehr“ Weg: Hier arbeiten wir mit dem Bild, dass Dein Sein die Summe aller Deiner Aspekte und Handlungen ist. Das sind über die Jahre ganz schön viele, bestimmt mehrere Millionen. Du kannst Dir einen Baum vorstellen, an dem viele Blätter hängen. Jedes Blatt ist eine Handlung oder ein Aspekt, aber Du bist der ganze Baum. Jede neue Handlung, mit der Du Dich gern identifizieren möchtest, ist also nur ein weiteres Blatt an Deinem Baum, und damit nur ein Millionstel von dem, was Dich als Person ausmacht. Ganz schön wenig. Dieser Weg passt für Dich, wenn Du ein gutes bildliches Vorstellungsvermögen hast und gern in Deiner Phantasie unterwegs bist.
- Der spirituelle Weg: Tatsächlich kannst Du nicht etwas sein, das in diesem Moment nicht mehr erfahrbar ist. All Deine Handlungen liegen in der Vergangenheit, sie existieren nicht mehr. Wie soll etwas, das nicht existiert, Dich jetzt ausmachen? Wenn Deine Stärke mehr im Fühlen als im Denken liegt, und Du offen für spirituelle Erfahrungen bist, ist dies Dein Weg.
Leider sprengt es völlig den Rahmen dieses Artikels, jeden einzelnen Weg ausführlich zu beschreiben. Ich plane, im Laufe der Zeit für jeden einzelnen Weg hier Anleitungen einzustellen.
Aber bis dahin kannst Du ein schon wenig beginnen. Alle Wege haben eins gemeinsam: Sie beginnen mit Selbstverantwortung und Bewusstsein. Du musst anerkennen, dass Selbstablehnung und Stolz Handlungen sind, an denen Du der Urheber bist. Und Du musst diese Handlungen in realtime, also während sie passieren, beobachten können. Und selbst ein Zeitversatz von nur 30 Sekunden ist zu lang. Die Beobachtung muss zeitgleich mit dem Geschehen stattfinden.
Wenn Du also das nächste Mal vorm Spiegel stehst und irgendetwas an Deinem Körper findest, das Dir nicht gefällt, und gleich darauf einen Stich in Deiner Brust wahrnimmst, dann kriege es mit. Und mache Dir bewusst, was Du da gerad tust.
Und Du kannst radikal damit aufhören, andere Menschen in ihrer Person zu beurteilen. Radikal. Und zwar auch positiv. Achte auf Deine Sprache: Ein Mensch hat sich dann wie ein Arschloch verhalten, aber ist kein Arschloch mehr. Und ein Kind hat dann eine tolle Leistung erbracht, aber es ist nicht toll. Gerade letzteres ist schwer, dann man wird schnell süchtig danach, die Freude des Kindes zu im Gesicht zu sehen, wenn man es in der Person lobt. Und damit erzeugt Du bei dem Kind die Illusion, es könnte in seiner Person gut oder schlecht sein. Feiere mit dem Kind seine Leistungen, und freue Dich mit ihm! Hilf ihm, sich an seinen Leistungen zu freuen, ohne das Urteil über die Leistung auf seine Person zu übertragen.
Viel mehr Hintergrundinformationen zum Thema findest Du auch im Handbuch zum Leben. Gibt’s als Softcover, Ebook und Hörbuch.
p.s. Ein kleiner Tipp: Wenn Du Übungen zur Selbstliebe suchst, schau auf den Blog meines Kollegen Moritz Bauer unter www.selbstbewusstsein-staerken.net und dort konkret nach dem Artikel Selbstliebe.
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